Unbefriedigende Umgestaltung in Lyss

Der erste Teil der Sanierung der Hauptverkehrsachse in Lyss ist geschafft – und gelungen. Beim zweiten Teil hat der Kanton bedauerlicherweise vor den schwierigen Voraussetzungen kapituliert.

Lyss ist in den letzten Jahren stark gewachsen – und parallel dazu auch der Verkehr. Ein Grossteil davon wälzt sich über die Hauptachse, also die Biel und die Hauptstrasse. Mit dem Wegzug von Migros und Coop aus dem Zentrum in die Neubauten Lyssbachpark (Migros) und Stigli (Coop) hat sich das Wachstum fortgesetzt – die beiden Grossverteiler befinden sich nun an entgegengesetzten Enden des Dorfes. Mit einem durchschnittlichen täglichen Verkehr (DTV, gemessen 2012) von 11 260 (Bielstrasse) und 9800 (Hauptstrasse) wurde eine Belastung erreicht, der die bestehenden Strassenabschnitte mit ihrer verkehrsorientierten Gestaltung nicht mehr genügten.

Aus diesem Grund legte der Kanton Sanierungsprojekte auf, ein erstes für die Bielstrasse, das zweite für den Abschnitt Hauptstrasse. Ersteres ist nun bereits ausgeführt: Hier konnten dank der grosszügigen Platzverhältnisse wesentliche Verbesserungen vor allem auch für den Langsamverkehr realisiert und bestehende Defizite beseitigt werden. So gilt nun unter anderem Tempo 30 auf dem Teilstück, wo am meisten Fussgängerinnen und Fussgänger unterwegs sind, und der neu geschaffene Mittelstreifen ermöglicht das flächige Queren der Strasse.

Der Kanton verfehlt sein Ziel

Anders präsentiert sich die Situation auf dem Abschnitt der Hauptstrasse zwischen Hirschen- und Bärenkreisel. Hier ist der Platz knapp, weshalb sich die Interessen der Verkehrsteilnehmenden, der angrenzenden Gewerbebetriebe und jener, die hier wohnen, kaum unter einen Hut bringen lassen. Vor allem die Längsparkierung vor den Geschäften führte und führt zu roten Köpfen.

Dass die heutige Situation mit Längsparkplätzen, die teilweise in den Strassenraum ragen, unhaltbar ist, bestreitet niemand. Leider hat der Kanton die Chance verpasst, mit einem mutigen Entscheid seine eigene Zielvorgabe – einen zum Flanieren einladenden Strassenraum – zu erreichen. Statt konsequent auf Längsparkplätze zu verzichten oder sie wenigstens auf ein absolutes Minimum zu beschränken, schafft er, wohl auch auf Druck des Gewerbes, sogar noch zusätzliche Parkplätze. Zwar werden diese jetzt um einen halben Meter von der Strasse zurückversetzt, damit Velofahrende weniger gefährdet sind, dafür schrumpft der Raum für den Fussverkehr: Bei einzelnen Geschäften bleibt nur noch ein 1,1 Meter breiter Streifen Trottoir hinter den parkierten Autos übrig.

Bisher nur halbwegs erfolgreich

Von Flanieren kann unter diesen Umständen nicht mehr die Rede sein. Die VCS-Regionalgruppe hat mit einer Einsprache versucht, korrigierend einzuwirken. Während in einigen anderen Punkten in der Einspracheverhandlung durchaus Verbesserungen erreicht werden konnten, war bei der Längsparkierung nichts zu machen. Aus diesem Grund hat die Regionalgruppe Biel den betreffenden Einsprachpunkt aufrecht erhalten. Es wird sich zeigen, ob Es der Langsamverkehr trotz besten planerischen Vorsätzen immer noch unter die Räder gerät. Ist die Ausgangslage vertrackt, resultiert im Endeffekt halt doch wieder eine Projektierung, die sich an den Interessen des motorisierten Individualverkehrs orientiert.

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